Alibaba kommt nach Deutschland

In der Titelstory „DER ALBTRAUM NAMENS AMAZON“ haben wir über die Arbeitsmethoden und Praktiken von Amazon berichtet, die Shopbetreiber oftmals in den Wahnsinn und im schlimmsten Fall auch manchmal in den Ruin treiben. Jetzt hoffen Dropshipper und Online-Händler auf eine Verbesserung der Situation, denn Alibaba kommt nach Europa und somit auch nach Deutschland. So wird Dropshippern eine neue, attraktive Alternative geboten, die (fast schon) Monopol-Stellung von Amazon aushebelt. Wird Amazon zukünftig kooperativer und fairer mit den Shopbetreibern umgehen? Wird sich eine signifikante Verbesserung einstellen? Das bleibt abzuwarten, aber natürlich zu hoffen. In jedem Fall wird die neue Plattform Alibaba eine Bereicherung für uns als Dropshipper darstellen, denn so haben wir alle die Möglichkeit, uns zukünftig zwischen den beiden Plattformen zu entscheiden oder auch beide parallel zu nutzen. Doch wo kommt Alibaba überhaupt her und wer hat den Online-Giganten ins Leben gerufen? Wir haben alle Infos zur Entstehung und der Entwicklung der Plattform für dich.


Die Story von Alibaba


Alibaba ist ein Online-Marktplatz der Alibaba Group, gegründet 1999 von Jack Ma. Die Plattform bedient nach eigenen Angaben mehr als 53 Millionen Nutzer aus über 240 Ländern und Regionen. Bisher wurde die Plattform vor allem in asiatischen Ländern genutzt, das ändert sich jetzt. Der zugehörige Bezahldienst von Alibaba ist Alipay, ebenfalls von Jack Ma gegründet. 2005 übernahm Yahoo 40 Prozent des Mutterkonzerns Alibaba Group, davon wurde jedoch 2012 die Hälfte wieder verkauft. Ende April 2007 versuchte sich die Plattform an einem Börsengang, der zunächst scheiterte, denn im Vorfeld waren die Aktien schnell überzeichnet. Trotzdem war der Börsengang von Alibaba der zweitgrößte Börsengang eines Internet-Unternehmens nach Google, mit der Emission nahm das Unternehmen 11,6 Milliarden Hongkong-Dollar ein (etwa eine Milliarde Euro).


Die Erfolgsregeln von Alibaba


Jack Ma, ein chinesischer IT-Unternehmer, rief die Plattform 1999 ins Leben und setzt damit heute Hunderte Milliarden Dollar jährlich um. Ein riesiger Erfolg, doch das war nicht immer so. Jack Ma musste hart für den heutigen Erfolg kämpfen. Seiner Meinung nach sind es vor allem die Niederlagen, die ihn so weit gebracht haben und die dafür verantwortlich sind, wo er heute steht. Seine Bewerbung und absolvierte Aufnahmeprüfung an der Hangzhou University wurde dreimal abgelehnt, bis er beim vierten Mal endlich angenommen wurde. Und auch an der Harvard University bewarb er sich ganze zehnmal – erfolglos. Während seines Studiums versuchte er nach eigenen Angaben einen Job zu finden und bewarb sich unter anderem bei Kentucky Fried Chicken mit 24 anderen Mitbewerbern. Er wurde als Einziger nicht eingestellt. Sein Motto ist daher bis heute: „Gewöhne dich an Ablehnung, denn sie härtet dich ab.“


Auch der Start seiner Gründung war alles andere als leicht, denn nicht jeder Mensch aus seinem Umfeld war offen für Visionen und Chancen. Seine Familie und Freunde reagierten größtenteils mit Unverständnis und Kopfschütteln, als er ihnen seine Business-Idee erklärte. Auch als Jack Ma seinen Bezahldienst Alipay einführen wollte, versuchten seine Freunde ihm das Vorhaben auszureden. Sie bezeichneten seine Vision als „dümmste Idee, die ihm jemals eingefallen wäre“. Er empfand die Reaktion jedoch als kleingeistig und ließ sich nicht beirren. Und der Erfolg gibt ihm recht, denn Alipay ist heute die größte und erfolgreichste Payment-Plattform der Welt, sie zählt über 500 Millionen Nutzer und macht einen Marktanteil über 50 Prozent aus. Sein Learning aus dieser Entwicklung: „Ignoriere Kleingeister.“


Auch Rückschläge gehören zu jeder Gründung und jeder großen Idee dazu. Und davon hatte Jack Ma eine Menge einzustecken. Er gab jedoch nie auf, sondern versuchte immer, die Chancen in den Niederlagen zu sehen, daraus zu lernen und das Konzept entsprechend zu verbessern. Ganz gleich, ob es Probleme bei der Markteinführung waren oder sein gescheiterter Börsengang im Jahr 2007 – Jack Ma gelang es stets, die Durststrecken zu überwinden und sein Unternehmen noch größer und besser zu machen. Frei nach dem Motto: „Probleme sind keine Probleme, Niederlagen keine Niederlagen – sondern Chancen“.


„Wähle den richten Namen“, so lautet ein weiterer Tipp von Jack Ma. Denn auch der Name Alibaba ist erfolgversprechend und wohldurchdacht – Jack Ma war klar, dass er ein globales Business anstrebt. Ein rein asiatischer Firmenname kam daher nicht infrage, ein internationaler Name musste her. Für seine kleine persönliche Marktforschung stellte er seinen Namens-Favoriten „Alibaba“ auf einer USA-Reise 30 unbekannten Menschen unterschiedlicher Herkunft vor – alle konnten mit dem Namen und der Geschichte von Alibaba etwas anfangen. Der Name stand somit fest, er hat damit ins Schwarze getroffen.


„Bleib fokussiert“ und konzentriere dich auf deine Mission und deine Werte – so hat Jack Ma von Beginn an gehandelt und Erfolg gehabt. Er hatte die Vision, den Handel und die Geschäftskultur in China zu revolutionieren und ein Business auf seriöse, respektable Art und Weise möglich zu machen. Diese Art der Geschäftsführung verfolgt er bis heute und lehnt Geschäftsideen und -zweige, die sich lediglich auf Profit stützen, schlichtweg ab.*


*(Quelle hier aus einem Bericht von Netcoo Magazin (02I18)


Alibaba macht sich den Weg frei in Europa und in Deutschland


Die Welt rückt näher zusammen, Digitalisierung und Internationalisierung tun ihr Übriges. Der Online-Handel floriert weltweit, Kunden aus Deutschland können sich Waren aus China bestellen und andersherum. Verkaufsplattformen und Händler performen international – so jetzt auch Alibaba. Die Plattform bereitet sich vor und arbeitet fleißig an einer Expansion nach Europa und Deutschland. Der Konzern ist gerade dabei, ein Logistikzentrum in Belgien zu eröffnen. Von dort aus soll der europäische Markt noch intensiver bearbeitet werden können, der weltweite Handel noch weiter ausgebaut werden.


Das neue Logistikzentrum soll 220.000 Quadratmeter umfassen, auch eine Anmietung einer Logistikfläche am belgischen Flughafen Lüttich soll bereits vereinbart worden sein. Die Logistikfläche toppt größentechnisch sogar die größten deutschen Amazon Lager – die Amazon-Flächen in Koblenz, Graben, Rheinberg und Pforzheim umfassen etwa jeweils eine Lagerfläche von 100.000 Quadratmeter. Nur das Amazon-Lager in Berne kann mit 230 Quadratmeter mit dem Alibaba-Lager mithalten.


75 Millionen Euro sollen in das neue Logistikzentrum fließen – ein enormer Betrag, der jedoch auch die Entwicklung von Alibaba erheblich vorantreiben soll. Ab 2021 soll das Logistikzentrum in Lüttich die allgemeine Logistikeffizienz verbessern. Kleine und mittelständische Unternehmen sollen so unterstützt werden, ihre Exporte nach China zu steuern. Alibaba nennt das neue belgische Zentrum das „Tor zu China“, da es den internationalen Handel nach Fernost unterstützen soll. Der Zugang zum chinesischen Markt könnte auch für dich als Dropshipper interessant sein, denn viele europäische Produkte sind für Chinesen äußerst attraktiv. Auch eine Möglichkeit zur digitalen Zollabwicklung soll das ganze Projekt unterstützen, neue Technologien sollen somit gefördert werden.


Gehören Account Sperrungen bald der Vergangenheit an?


Die Pläne von Alibaba sind ambitioniert – und werden Amazon gehörig unter Druck setzen. Die Bewegung am Markt eröffnet mit Alibaba viele neue Chancen und bringen Amazon hoffentlich bald dazu, den bisherigen Umgang mit den Shopbetreibern zu überdenken. Sperrungen, Abmahnungen und Suspendierungen gehören damit vielleicht bald der Vergangenheit an – ansonsten werden Online-Händler wohl zukünftig einfach zu Alibaba abwandern.


Alibaba bietet die lang ersehnte Alternative zu Amazon, die bislang in Europa und Deutschland dringend gefehlt hat. Eigene Shops, eBay und real.de waren zwar eine alternative Ausweichmöglichkeit, jedoch meist leider nicht so erfolgreich und mächtig wie Amazon. Wir setzen jetzt alles auf Alibaba und die neuen Möglichkeiten am Dropshipping Markt. Bleibt zu hoffen, dass Alibaba es mit den Geschäftspraktiken anders und besser handhabt als Amazon – wir drücken uns allen die Daumen!

28 Juni 2021