Chinesische Verkäufer verlieren Marktanteile auf Amazon

Seit 2021 haben chinesische Verkäufer/innen auf dem Amazon-Marktplatz Marktanteile verloren. Nachdem der Marktanteil jahrelang gestiegen war, hat sich der Trend in diesem Jahr unerwartet umgekehrt. Bisher war das Jahr 2021 eine Anomalie im Vergleich zu den vorangegangenen fünf Jahren berichtete marketplacepulse.com. Nach dessen Berichterstattung stieg der Marktanteil chinesischer Verkäufer/innen an den Top-Sellern jedes Jahr wie folgt: 2017 von 16 % auf 22 %, 2018 von 23 % auf 26%, 2019 von 26% auf 33 % und 2020 von 35 % auf 42 %. Derselbe Trend gilt auch für den geschätzten Anteil am GMV. Gross Merchandise Value (mitunter auch Gross Merchandise Volume genannt) ist das englischsprachige Pendant für Außenumsatz, beide Begriffe sind also gleichbedeutend. Insbesondere bei Marktplätzen wird GMV als Betrachtungsgröße herangezogen.

Derzeit sind 38 % der Top-Verkäufer in China ansässig, gegenüber 40 % zu Beginn des Jahres. Diese Zahl ist der Durchschnitt der vier Amazon-Kernmärkte – USA, Großbritannien, Deutschland und Japan – und wurde aus der Marketplace Pulse-Analyse von über 90 % der Top-Verkäufer/innen abgeleitet, deren Geschäftsadressen zuverlässig ermittelt werden konnten. Von diesen vier Märkten schrumpfte der Umsatz bei Amazon in den USA am stärksten, während er in den anderen drei Märkten die meiste Zeit des Jahres stagnierte und erst in letzter Zeit zurückging.

Im Mai 2020 schrumpfte der Marktanteil der chinesischen Verkäufer aufgrund von Störungen in der Produktion, im Frachtverkehr und in der Lagerhaltung. Bis zum Ende des Jahres hatte dieser sich jedoch wieder erholt. Seitdem ist er aber nicht wieder so stark gewachsen wie in den Jahren zuvor. Vielleicht liegt es daran, dass die Pandemie die Welt weiterhin ungleichmäßig erschüttert oder daran, dass inländische Verkäufer/innen schneller von FBA (das derzeit noch immer stark mengenbeschränkt ist) abrücken konnten als ausländische Verkäufer/innen. Ein Teil des verlorenen Marktanteils ist auch darauf zurückzuführen, dass Amazon im April und Mai hunderte von etablierten chinesischen Verkäufern gesperrt hat. Die Suspendierungen haben jedoch inzwischen aufgehört. Dies lag jedoch nicht an einer strukturellen Änderung der Regulierung des Marktplatzes durch Amazon.

Lange Zeit sah es so aus, als sei der Rückgang der inländischen Verkäufer eine unvermeidliche Zukunft des Amazon-Marktplatzes. Chinesische Verkäufer machen weiterhin die große Mehrheit der neuen Verkäufer aus, aber ihr Marktanteil wächst nicht mehr. Das Direktvertriebsgeschäft ›von China über Amazon zu den Verbrauchern‹ ist zwar nicht zusammengebrochen, aber es scheint erheblich an Schwung verloren zu haben.

Aus Sicht des EU-Dropshipping ist diese Nachricht begrüßenswert! 

Autor: Fabian Siegler

Bildquelle: shutterstock_1476229919
12 Oktober 2021