Otto als Marktplatz nutzen
Auch Otto hat den aktuellen Zeitgeist aufgegriffen und positioniert sich neu – weg vom monolithischen Distanzhändler hin zur Online-Plattform. Seit 2017 arbeitet Otto an der Wandlung vom Einzelhändler zum Plattformanbieter. Eine Herausforderung für den Konzern, denn die neue Plattform mit externen Lieferanten und Produkten entsteht nicht von null auf, sondern vor dem Hintergrund eines Milliarden-Handelsgeschäfts. Dementsprechend herausfordernd und verantwortungsvoll gestaltet sich die Aufgabe der Transformation. Technologien und Prozesse müssen Schritt für Schritt angepasst und die Organisationsentwicklung vorangetrieben werden. Und das alles parallel und optimal verzahnt zum laufenden, bisherigen Tagesgeschäft. Durch die neue Plattform ändert sich auch die Customer Journey des Endkunden sowie die B2B-Partnerschaften. Kundenerlebnisse und Kooperationen sollen natürlich aber auch weiterhin bestmöglich gestaltet werden – auch unter neuen Bedingungen.
Daten und Fakten zu Otto:
– Gegründet 1949 in Hamburg von Werner Otto
– Der erste Otto-Katalog erschien 1950 in einer Auflage von 300 Exemplaren
– Bereits 1955 wurde eine Zentrale in Hamburg für 800 Mitarbeiter gebaut
– 1995 startete der Otto Online-Shop
Mit Otto Market wurde dann im April 2018 die Online-Plattform gestartet, die als digitaler Marktplatz auch fremden Versandhändlern den Zugang zu den 6,6 Millionen Otto-Kunden ermöglicht. Alle Partner müssen sich verpflichten, denen von Otto festgelegten ethischen Standards nachzukommen und zum Beispiel den Mindestlohn sowie Höchstarbeitszeiten in den Produktionsstätten einzuhalten und auch keine Echtpelze oder Fälschungen anzubieten. Als organisatorische Voraussetzungen wird vorausgesetzt, dass ein eigener Online-Shop mit mindestens 1000 Artikeln vorhanden ist und die logistischen Fähigkeiten sowie ein professionelles Warenwirtschaftssystem bestehen.
Kannst auch du bald Otto als Handelsplattform nutzen?
Die Resonanz an Partner-Anfragen ist groß – potenzielle Partner rennen Otto nach eigener Aussage „die Bude ein“. Jede Partnerwahl will jedoch wohlüberlegt sein. Auch Otto wählt die Partner deshalb trotz riesiger Resonanz mit Bedacht aus und schaltet nicht sofort die Produkte von Zehntausenden Partnern, sondern erst einmal von mehreren Hundert. Denn Otto hat erkannt: Gerade zum Start einer solchen Plattform gibt es noch einige Learnings. Deshalb ist es von Vorteil, sich die Freiheit zu erhalten, nachsteuern zu können und einen Kontrollverlust zu vermeiden.
Und eine Plattform bedingt natürlich immer einen gewissen Kontrollverlust. Der Versandriese kann mit fremden Händlern und Produkten nun nicht mehr komplett selbstbestimmt entscheiden, was dem Kunden angeboten wird und zu welchem Preis. Während früher der komplette Einkaufsprozess eigenständig bestimmt und gesteuert wurde, ist das jetzt nicht mehr möglich. Auch der Konkurrenzdruck durch andere Händler auf der eigenen Plattform steigt und setzt Otto unter Druck. Auf der Plattform können daher bis jetzt nur ausgewählte Händler agieren, dies wird sich aber in Zukunft weiter ändern. „Ich glaube, die Akzeptanz eines gewissen Kontrollverlustes ist ein Leitmotiv des ganzen kulturellen Wandels“, so der Otto-Vorstand Sebastian Klauke im Interview. „Man muss ihn als Erfolgsfaktor nutzen, weil er Geschwindigkeit bringt. Das ist die große Kunst.“
Diesen Aussagen nach zu urteilen, ist eine baldige Ausweitung auf weitere Partnerschaften sehr wahrscheinlich. Können wir als Dropshipper auch bald über Otto handeln? Wir verfolgen die Entwicklung weiter und halten dich natürlich auf dem Laufenden!