Produktideen entwickeln, Lösungen im Team finden: Design-Thinking

Auf den ersten Blick lässt die Wortkombination vermuten, dass es sich um das Design, also um das Aussehen und die Ästhetik eines Produktes handelt. Im englischen Sprachgebrauch meint der Begriff „Design“ jedoch komplexere Zusammenhänge und bezieht die Funktionalität, die Technik und die Wirkung von Dingen oder technischen Abläufen mit ein. Bekannt geworden ist der „Findungsprozess für Problemlösungen“ erst in den 90-er Jahren, nachdem die Stanford-University das Verfahren als „School of Design Thinking“ lehrt. Doch der kreative Ursprung liegt länger zurück und wurde von der amerikanischen Produkt-Design-Agentur IDEO schon in den 60-er Jahren entwickelt. Die erste Apple-Maus wurde beispielsweise durch Design-Thinking marktreif konstruiert.

Doch was genau beinhaltet das „Design-Denken“?
Doreen Remer kennt das Verfahren, das sie als systemischer Coach seit vielen Jahren bei Organisationsberatungen anwendet und in ihren speziellen Workshops lehrt. 

Doreen erzähle uns bitte, was ist Design-Thinking?
Vereinfacht ausgedrückt handelt es sich um ein strukturiertes, erweitertes Brainstorming. Mitarbeitende aus verschiedenen Abteilungen und aus jeder Hierarchieebene erarbeiten Lösungen, um schnell neue Prototypen für Produkte oder Dienstleistungen zu entwickeln, Herausforderungen oder Probleme zu meistern. Am Ende soll ein marktreifes Produkt oder ein effektiveres Verfahren herauskommen. Die Strategie beinhaltet, zuerst die Bedürfnisse und die Verhaltensweisen der potenziellen Kundengruppen zu analysieren und zu verstehen, um aus diesen Erkenntnissen heraus Ideen für Lösungsansätze zu entwickeln. Gelingt das, entwerfen die Teilnehmenden Prototypen, um das Handling des Produktes oder der Dienstleistung zu testen und Rückmeldungen von Kunden zu bekommen. Mit diesem Prozedere wird so lange spielerisch experimentiert, bis etwas Kundenperspektive, etwas attraktives Relevantes herauskommt. Diesen Prozess wiederholt man, um aus der Ideensammlung den besten und zielgruppengerechtesten Wunschartikel kreieren zu können.

Design-Thinking erarbeitet also nicht nur Ideen, wie beispielsweise beim klassischen Brainstorming, sondern konkrete Lösungen, Produktideen und Dienstleistungen, ist das richtig?
Ja, und zwar aus Kundenperspektive und ihren Nutzungsbedürfnissen heraus. Brainstorming gilt als die älteste Kreativtechnik, die von Alex F. Osborn schon 1939 in einer Werbeagentur angewendet wurde und Design-Thinking ist quasi „the next level“. Osborn gilt zwar als Erfinder dieser Methode, aber schon in Urzeiten haben Gruppen von Menschen gemeinsam nach Lösungen gesucht und herumexperimentiert.

Was genau unterscheidet Design-Thinking von Brainstorming?
Die Grundregeln sind identisch und der Prozess ist in zeitlich klar voneinander abgegrenzten Phasen getrennt: Kritik an einer Idee gilt als verboten, alles darf und muss ausgesprochen werden, damit sich wirklich ungewöhnliche Ideen ansammeln. Die Kreativphase wird zeitlich begrenzt, damit die Gruppe zum Abschluss kommt. Kurze Phasen erhöhen sogar die Kreativität der Beteiligten. Brainstorming ist nicht so durchstrukturiert wie der Prozess des Design-Thinking, wo die Beobachtung und das Verstehen der Bedürfnisse einer Zielgruppe im ersten Schritt für die gesamte Methode relevant werden. Die praktische Weiterentwicklung der Ideen zu einsatzfähigen Prototypen findet beim klassischen Brainstorming ebenfalls nicht oder erst in der sich anschließenden Phase statt.“ 

Ist die Umsetzung der Methode immer gleich?
Nein, es gibt inhaltlich unterschiedliche Ansätze und Verfahren. Zunächst gilt es bei der Produktfindung die Zielgruppe und deren Bedürfnisse zu analysieren. Das geht nur durch externe Befragungen und die Gruppe kann dann beispielsweise als eigene Basis die „Warum“-Technik anwenden und jede Person nutzt dazu das „Mindmapping.“ Dabei lässt sich der Kontext zwischen einzelnen, meistens konträren Ideen finden. Für den Prozess bis zur „richtigen“ Idee stehen mehrere Möglichkeiten und Methoden zur Verfügung, die sich auch kombinieren lassen. Genauso ist es beim Definieren der grundlegenden Kriterien eines Prototypen. Design-Thinking und deren Tools lassen sich leicht in der praktischen Umsetzung unter geschulter Anleitung lernen. Nicht von ungefähr ist dieser kreative Lernprozess Inhalt eines Studiums in Universitäten. Unternehmen, wie beispielsweise die Deutsche Bank, Volkswagen, Siemens oder die Deutsche Bahn haben früher erfahrene Teams gebucht und zwischenzeitlich Design-Thinking-Profis im eigenen Unternehmen. Sogar die NASA nutzt die Methode für hochkomplexe technische Herausforderungen. Apple natürlich auch und nicht nur Konzerne, sondern gerade für kleine und mittlere Unternehmen ist Design-Thinking die effektivste und preiswerteste Art zeitnah Produkte, interne Strukturen sowie Leistungen neu zu erfinden und den Kundenbedürfnissen anzupassen oder für den Markt zu verbessern. Übrigens hat der Zoo in Hannover die Methode intensiv angewendet, um wirtschaftlich wieder Fuß fassen zu können. Das Resultat ist der Umbau zum heutigen Erlebniszoo, der dem „tierischen Geschäft“ beachtliche Einnahmen bescherte. Einige andere Zoos haben sich das Konzept abgeguckt.

Kann man den kreativen Prozess bei dir lernen?
Ja, ich biete vereinzelt Design-Thinking-Workshops in Hamburg oder Berlin in Präsenz an. Die Pandemie beschränkte mein Engagement in den vergangenen zwei Jahren auf Online-Kurse und Beratungen. Natürlich kann man mich weiterhin für interne Schulungen buchen.

„Liebe Doreen, herzlichen Dank für das informative Gespräch!“



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Doreen Remer
Institut für Organisations- und Teamentwicklung, REMER Consulting,
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02 März 2022