Selbstdisziplin im Home-Office

Die Covid-19 Krise bringt viele Neuerungen mit sich – unter anderem den plötzlichen Zwang zum Home-Office. Während Home-Office bereits seit Jahren von vielen Arbeitnehmern gewünscht wird und bisher nicht überall auf Begeisterung stieß, ist das Arbeiten von Zuhause jetzt unumgänglich geworden. Ein für nie möglich gehaltener Feldversuch, ein ungewolltes Experiment, das ganz Deutschland betrifft. Viele bekommen das Home-Office vom Arbeitgeber vorgegeben und einige direkt vom Staat. Denn Menschen, die unter Krankheitsverdacht stehen, dürfen mindestens zwei Wochen das Haus nicht verlassen. Auch Schlüsselpositionen, Führungskräfte und Vorstände sind betroffen – wichtige Konferenzen und Hauptversammlungen müssen jetzt plötzlich digital abgehalten werden, kurze Absprachen beim Kaffee in der Büroküche sind passé. Emotionen und persönliche Zusammenarbeit bleiben auf der Strecke, wichtig werden dafür Selbstdisziplin und Eigeninitiative. Ein gutes Learning für die, die sich schon immer mehr Home-Office gewünscht haben und die, die ohnehin geplant haben, sich selbstständig zu machen. Also auch für dich als Dropshipper.


Nicht jeder Mitarbeiter kommt mit der plötzlichen Selbstständigkeit klar, denn viele Menschen verlassen sich im Büro allzu oft auf die Führung und Anweisungen von oben. Fällt diese Orientierung plötzlich weg, entsteht Überforderung und Ratlosigkeit. Älteren Menschen fällt das selbstständige Arbeiten von Zuhause aus leichter, zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage der „Wirtschaftswoche“. 80 Prozent der über 40-Jährigen waren motiviert, wesentlich mehr als bei den unter 40-Jährigen. Die jüngeren Befragten gaben an, oftmals Schwierigkeiten damit zu haben, sich selbst zu organisieren. Außerdem beklagten sie Langweile alleine Zuhause. Vielen fehlt die menschliche Nähe, der tägliche Austausch und Diskurs, das rege Treiben und die Arbeitsatmosphäre. Einfach das pulsierende Leben, dass in den gemeinschaftlichen Büros stattfindet. Eben das Flair, dass die Mitarbeiter zu Motivation und Kreativität anregt. Dafür entsteht jetzt etwas ganz Neues, das es vorher so kaum gegeben hat: digitale Nähe. Unrasierte Gesichter, behangene Wäscheständer und private Kunst und Einblicke im Arbeits- oder Wohnzimmer. So ist man sich manchmal sogar näher als im klassischen Büro. Mitarbeiter und Führungskräfte geben intime Einblicke ins Privatleben. Insbesondere für Mitarbeiter und Manager, die eher den unkonventionellen Kommunikationsstil pflegen, ist das Home-Office trotzdem eine Herausforderung. Denn Mitarbeiter physisch abklappern, um Aufgaben und Fakten zu besprechen, fällt jetzt schlichtweg weg.


Die Vorteile sind nicht von der Hand zu weisen


Die Umstellung hat aber auch viele guten Seiten. Denn plötzlich diszipliniert sich auch der unselbstständigste Mitarbeiter – und muss lernen, mit der neuen Situation umzugehen. Vorher kaum genutzte Tools wie Skype oder Zoom werden plötzlich wichtig, jeder Mitarbeiter muss sich damit auseinandersetzen, auch digital zu arbeiten und aus gewohnten Strukturen auszubrechen. Daraus ergeben sich viele Vorteile: Deutschland digitalisiert sich im Eiltempo, Freiheit und Selbstorganisation sind allgegenwärtig. Aus dieser Situation können wir alle lernen.


Ein weiterer Vorteil: Ineffiziente Meetings und Besprechungen fallen weg. Während früher Diskussionen oftmals in langwierigen Für-und-Wider Argumentationen mündeten, sind solche zeitraubenden Besprechungen digital heute nicht mehr möglich. Meetings werden kürzer und ergebnisorientierter abgehalten, viele Dienstreisen fallen weg. Das spart wiederum Kosten und Zeit. Neue, digitale Vertriebswege eröffnen darüber hinaus auch neue Chancen. Ein neuer Spirit läutet einen neuen Zeitgeist ein, digitale Lösungen mit vielen Beteiligten und einer hohen Interaktion sind nun scheinbar problemlos möglich.


Das kollektive, selbstständige Arbeiten im Home-Office ist 2020 aus einer Notwendigkeit entstanden und unterstützt jetzt den Trend und die Entwicklung zum Home-Office. Unternehmen und Mitarbeiter sehen, dass es funktioniert – und das Bundesministerium für Arbeit will jetzt sogar das bundesweite Recht auf Home-Office durchsetzen. Arbeitsminister Hubertus Heil fordert, dieses Recht anzuerkennen – dort, wo es technisch und von den Arbeitsinhalten möglich ist. 2019 forderte Heil dieses Recht bereits zum ersten Mal – und scheiterte. Sind die Voraussetzungen nach der Corona-Krise dann andere?


Vermutlich schon, denn angesichts des aktuell vorherrschenden Zwangs Home-Office, sehen immer mehr Unternehmen ein, dass Mitarbeiter genauso produktiv und gut arbeiten, wenn sie einen oder mehrere Tage in der Woche aus dem Home-Office heraus tätig sind. Die neue Herangehensweise erfordert zwar ein Umdenken auf beiden Seiten, kann mit digitalen Tools und Selbstdisziplin aber hervorragend funktionieren.


Home-Office muss von den Firmen gewollt sein


Firmen und Vorgesetzte, die gegen das Arbeiten im Home-Office sind, werden trotzdem weiterhin Argumente finden, warum das Arbeiten von Zuhause aus im entsprechenden Unternehmen nicht möglich ist. Es reicht ja schon, notwendige Rahmenbedingungen nicht zu schaffen, um anschließend Argumente gegen das freie Arbeiten einzubringen. Ein Home-Office Zwang kann in diesem Kontext beispielsweise sogar so weit führen, dass Unternehmen relevante Daten aufgrund von Sicherheit und Kontrolle nicht mehr im Netz zur Verfügung stellen.


Allerdings wird das Recht auf Home-Office zukünftig ein wichtiges Kriterium bei der Anwerbung von Mitarbeitern sein. Gerade in Bereichen mit Fachkräftemangel werden Mitarbeiter zukünftig besser verhandeln können und das Thema Home-Office zu einem wichtigen Argument, wenn es um das Gewinnen und Halten von Mitarbeitern geht. Ein vorgeschriebenes Gesetz könnte aber auf der anderen Seite auch dazu führen, dass Arbeitgeber bei der Einstellung bereits herausfinden möchten, wie der Jobanwärter zum Thema Home-Office steht, um eine Einstellung dann entsprechend zu verhindern. Ein allgemeines Recht auf Home-Office ist also schwer umsetzbar und nicht wirklich sinnvoll.


Home Office in der Krise als Chance – was ziehst du daraus?


Die aktuellen Gegebenheiten mögen für viele Neuland sein, dennoch bieten sie auch ein hervorragendes Learning für das eigene, selbstständige Arbeiten und unter Umständen auch für das zukünftige Unternehmertum. Nutze deshalb die Krise, um das strukturierte Arbeiten im Home-Office zu lernen und befolge die Tipps im Anschluss.


Tipps zum strukturierten Arbeiten im Home-Office


1. Behalte Tagesstrukturen bei – kleide dich wie im normalen Büro und mach dich morgens normal fertig. Ungeduscht und mit Jogginghose kommt man nun mal nicht wirklich in den richtigen Workflow.


2. Schaffe Abstand zum Familienalltag und kreiere deinen perfekten Arbeitsplatz. Kommuniziere den anderen Mitgliedern deines Haushaltes, dass du ungestört arbeiten möchtest und schaffe dir dafür deinen perfekt eingerichteten Arbeitsplatz.


3. Kreiere dir einen Tagesablauf mit Timetable und Pausenmanagement. Lege jeden Morgen fest, welche Aufgaben an diesem Tag auf der Agenda stehen und erstelle dir zumindest einen groben Plan – inklusive Pausen.


4. Wechsle gegebenenfalls den Arbeitsplatz und teste, an welchem Ort du am produktivsten bist. Teste verschiedene Zimmer, Coworking Spaces oder Cafés mit gutem W-LAN (nach der Krise) und entscheide, an welchen Orten du am besten arbeiten kannst. Einige Menschen arbeiten zum Beispiel lieber mit Hintergrundgeräuschen und einige bevorzugen es komplett ruhig.


Wie stehst du zum Thema Home-Office?


Bist auch du gerade betroffen von der neuen Arbeitsweise oder arbeitest du schon länger selbstständig von Zuhause aus? Die Corona-Krise und die veränderte Arbeitsweise bietet in jedem Fall eine gute Chance und Gelegenheit, Selbstdisziplin und Selbstorganisation zu üben. So lernst du bereits jetzt, wie du dir einen Tagesablauf und Strukturen schaffst, die dir den Weg in die Selbstständigkeit oder deine bestehende Dropshipping Tätigkeit erleichtern. Nutze jetzt die Zeit und lerne, wie du dich fokussierst, dich nicht ablenken lässt und dir sinnvolle Strukturen schaffst!

23 Juni 2021