Steuerparadies aufgeflogen!
Wenn das Dropshipping Business brummt, kommt jedem Unternehmer neben der Freude über hohe Gewinne auch ganz schnell der Gedanke: „Wie lassen sich Steuern sparen? Wie ist es möglich, legal möglichst viel vom hart verdienten Geld zu behalten?“ Kein Wunder, denn bei regelmäßigen hohen Gewinnen kann die Steuerabgabe ganz schön beachtlich ausfallen und schlägt so manchem aufs Gemüt.
Und da sich die ehemaligen Steuer-Paradiese nach und nach verabschieden, bleiben heute nur noch Maßnahmen zur Steuer-Ersparnis über Anwälte und Steuerberater. Beachte jedoch, dass sich diese Modelle erst ab einem wirklich erfolgreichen Business lohnen. Zunächst muss der Handel florieren, bevor hohe Kosten für Steuerspar-Strukturen, Anwälte, Treuhänder und Co. ausgegeben werden können. Wenn du jedoch an dem Punkt angekommen bist, an dem du regelmäßig fünfstellige Gewinne einfährst, dann solltest du deinen Steuerberater konsultieren und über Maßnahmen wie zum Beispiel eine Stiftung nachdenken.
In der Vergangenheit nutzten viele Unternehmer die Steueroasen im Ausland, denn Länder wie die Schweiz, die Cayman Islands oder Luxemburg waren lange für ihr Bankgeheimnis bekannt und kooperierten damals noch nicht mit dem deutschen Finanzamt. Das ändert sich jedoch jetzt. Wo früher unbemerkt Geld ins Ausland verschoben werden konnte, ist das heute kaum mehr möglich, ohne dass der deutsche Fiskus davon Wind bekommt…
Steueroasen – das war einmal
Ehemalige Steuerparadiese gibt es kaum noch – die meisten Länder, in denen früher gern mal der ein oder andere Euro „gelagert“ wurde, geben heute Kundendaten an den deutschen Fiskus weiter. Das belegt auch ein Bericht zum automatischen Informationsaustausch, den die OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) vor einigen Wochen veröffentlicht hat. Mehr als 90 Länder haben demnach im Jahr 2019 Informationen über Kapitalerträge der Anleger an deren Heimatländer geliefert, darunter zum Beispiel die Cayman Islands, Luxemburg, die Schweiz und Singapur. Das Bundesministerium gab an, es habe Daten aus 92 Staaten erhalten. Lediglich drei Länder, die Probleme mit der technischen Datenerhebung hatten, haben keine Daten weiter gegeben. Welche Länder das waren, verschwieg der BMF – es ist jedoch naheliegend, dass es sich um kleine Finanzzentren mit IT-Problemen handelt. Vermutlich waren es vor allem Karibik-Inseln wie Dominica, Montserrat, die Turks und Caicos Islands.
Diese Länder müssen die Probleme schnellstmöglich beheben und die Daten nachliefern, wenn möglich. Das gilt auch für die Länder, in denen noch gar keine Gesetze in Kraft getreten sind, die eine solche Datenerhebung erforderlich machen, wie zum Beispiel in St. Maarten und Trinidad. Experten sollen hier prüfen, ob die Systeme funktionieren und ob die Datenlieferungen an die beheimateten Finanzbehörden auch lückenlos und korrekt weiter gegeben werden. 2021 sollen dann sogar die Daten hinsichtlich ihrer Qualität und Nutzbarkeit überprüft werden mithilfe von sogenannten Effectiveness Ratings.
Eine Frage die bleibt, lautet: Können die heimischen Finanzämter diese riesige Datenflut überhaupt bearbeiten und alle Steuersünder entsprechend aufdecken und bestrafen? Das wird sich zeigen, denn IT-Probleme und Überlastungen kommen nicht nur in den kleinen Inselstaaten vor. Auch in Deutschland ist die Thematik allgegenwärtig – das Bundeszentralamt für Steuern hat es sehr lange nicht geschafft, entsprechende Daten von Anlegern an die zuständigen Finanzämter weiterzugeben. Dieses Problem besteht heute jedoch wohl nicht mehr, die Datenweiterleitung sei mittlerweile etabliert, so das BMF. Bisher sind trotzdem keine Daten weitergeleitet worden, wann dies losgeht, bleibt wohl offen. Wenn die persönlichen Daten der Anleger jedoch erst beim zuständigen Finanzamt gelandet sind, ist es für eine Selbstanzeige bereits zu spät.
Fakt ist, dass die ehemaligen Steuerparadiese mehr und mehr im Erdboden verschwinden – auch in Albanien, Ecuador, Kasachstan, Nigeria, im Oman und auf den Malediven sind die Daten von Anlegern zukünftig nicht mehr sicher, denn auch diese Länder steigen 2020 in das Datenabkommen ein und vermitteln alle vorliegenden Daten an die Heimatländer der Anleger. So sind demnächst alle angefragten Länder im Steuerbund vertreten. Es bleibt nur noch die USA – als letztes Steuer-Paradies!
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Autorin: Anne Kalienke
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