Steuertipps für digitale Dropshipping-Nomaden: Auf Reisen steuerfrei leben?

Neben Sonne und einem selbstbestimmten Alltag bietet das Leben als digitaler Dropshipping-Nomade finanzielle Chancen und Herausforderungen. Ein Leben ohne Steuern scheint vielen angesichts der hohen Steuerlast in Deutschland erstrebenswert. Entsprechend viele Fragen ranken sich um Steueroptimierung als Dropshipping-Nomade. Wie lange im Jahr darf ich in Deutschland sein, ohne wieder steuerpflichtig zu werden, lohnt sich die Verlegung des Unternehmens in ein Steuerparadies wie die Cayman Islands?


Ansässigkeit entscheidet über Steuerpflicht


Steuern sind kompliziert; insbesondere als Unternehmer. Neben Einkommenssteuer, Sozialversicherungsbeiträgen fallen noch Körperschafts- und ggf. Gewerbesteuer an. Noch komplizierter wird es, wenn du als digitaler Nomade dein Dropshipping-Business aus dem Ausland führst.


Ausschlaggebend für die Bestimmung der Ansässigkeit und damit der Steuerpflicht sind der Wohnsitz und der Ort des «gewöhnlichen Aufenthalts«. Was heißt das? Wenn du heute deine Wohnung kündigst, in ein anderes Land fliegst und von dort aus für ein paar Monate arbeitest, ändert sich steuerlich erstmal nichts: Du änderst zwar deinen Wohnsitz, aber deinen gewöhnlichen Aufenthalt hast du weiterhin in Deutschland.


Vorsicht mit der 183-Tage-Regelung


Gewöhnlich im Sinne der AO §9 ist der Aufenthaltsort dann, wenn die Umstände des Aufenthalts erkennen lassen, dass du dich dort «nicht nur vorübergehend aufhältst«. Davon ist laut Gesetz ab 183 Tagen ohne Aufenthalt in Deutschland auszugehen. Heißt das also, dass du die Wintermonate im Warmen verbringst, um dann im Sommer dein normales Leben zu leben? Ganz so einfach ist es leider nicht.


Das Finanzamt entscheidet


Denn die Nichtansässigkeit ist keine Rechtsfolge, sondern eine Ermessensentscheidung auf Grundlage eines Gesetzes. Bei der Entscheidung kann das Finanzamt besondere Umstände geltend machen und deine Nichtansässigkeit dadurch anzweifeln. Es muss erkennbar sein, dass du den Willen nach Deutschland zurückzukehren, wirklich endgültig aufgegeben hast.


Bleibst du also genau 184 Tage im Ausland, um im Sommer dann in dein gewohntes Leben zurückzukehren, kann das Finanzamt dir einen Strich durch die Rechnung machen und die Steuern zurückfordern.


Aber nehmen wir an, du willst wirklich für längere Zeit weg aus Deutschland und wie ein echter Nomade als Reisender leben: Alle paar Wochen oder Monate wechselst du das Land, bevor die 183-Tage-Regelung greifen könnte. Solange du in keinem anderen Land der Welt länger als 183 Tage bist, wirst du auch dort nicht ansässig. Also zahlst du auch keine Steuern auf dein Einkommen.


Als Dauertourist nie wieder Steuern zahlen?


Nirgendwo einen Wohnsitz zu haben und immer unterwegs zu sein, ist nicht illegal. Aber schon das Anmieten einer richtigen Wohnung für längere Zeit wird ohne Anmeldung im Land kaum funktionieren. Auch Banken, Krankenkassen und andere Institutionen verlangen Nachweise über dein Herkunftsland, weil sie durch die Geldwäschegesetze zur Meldung von Transaktionen verpflichtet sind.


Außerdem gilt auch hier: Die 183-Tage-Regel ist nur ein Richtwert. Gerade wenn du dich überhaupt nicht niederlässt, nachdem du Deutschland verlassen hast, kann das Finanzamt nach deiner Rückkehr leicht argumentieren, dass du deinen Lebensmittelpunkt nie aus Deutschland wegbewegt hast. Dir würde es dann schwerfallen, das Gegenteil zu beweisen, schließlich hast du weder Mietverträge noch sonstige Unterlagen, die zeigen, dass du Einwohner eines anderen Landes warst.


Steuern sparen durch Unternehmensverlegung: Lohnt sich das?


Von den Cayman Islands bis Panama: Einige Länder haben sich gezielt auf die Anwerbung wohlhabender Geschäftsleute und Unternehmen spezialisiert, die Steuern sparen wollen. Hier zahlst du für deine Unternehmensgewinne keine Steuern und auch Einkommen sind i.d.R steuerfrei. Du würdest deine Firma und deinen Wohnsitz dann verlegen, – zum Beispiel auf die Cayman Islands – die Gewinne deiner Firma sind steuerfrei und du musst keine Einkommenssteuer zahlen. Also würdest du am Ende 0 € Steuern zahlen.


Aber was passiert, wenn du wieder nach Deutschland zurückkehren willst, zum Beispiel wegen Änderungen in deiner Lebensplanung? Willst du mitsamt deiner Firma nach Deutschland zurückkehren, müsstest du das erwirtschaftete Vermögen deiner Firma im Ausland melden. Auch die Kosten für die rechtliche Abwicklung sind entsprechend hoch. Das lohnt sich nur, wenn du langfristig unterwegs sein willst und entsprechend hohe Einnahmen generierst.


Steuerfreier Unternehmerlohn dank Langzeit-Visa


Als normaler digitaler Dropshipping-Nomade ist absolute Steuervermeidung per Unternehmensverlegung oder Nichtansässigkeit kein tragfähiges Konzept für einen Lebensstil, der sich auf Dauer trägt. Aber deinen Aufenthalt nutzen, um Steuern zu optimieren, kannst du allerdings trotzdem.


Mit einem Aufenthalt per Langzeit-Visum zahlst du in Ländern ohne Territorialsteuer keine Einkommenssteuer. Langzeitvisa gibt es bisher aber nur in einer Handvoll Länder. Ein paar findest du auch auf S. XXX hier im Magazin! Du zahlst dann nur noch Körperschaftssteuer auf deine Gewinne in Deutschland. Da du deinen Unternehmerlohn selbst bestimmst, ergibt sich hier viel Potenzial, die Steuerlast für dich und dein Unternehmen zu senken.


Steuern sparen als Dropshipper im Ausland – auch mit Ansässigkeit in Deutschland


Das geht sogar, wenn du einfach weiter in Deutschland ansässig bleibst und einen Großteil des Jahres unterwegs bist. Wenn du in Südostasien und anderen Gegenden mit verhältnismäßig moderaten Lebenshaltungskosten bist, kannst du dein Gehalt entsprechend deinen Bedürfnissen verringern. Indem du am Verhältnis von Unternehmerlohn und Gewinn drehst, kannst du deine Steuerlast signifikant senken, auch wenn du erst einmal ohne dauerhafte Verlegung deines Lebensmittelpunkts und Langzeit-Visum unterwegs sein willst.


So verbleibt mehr Gewinn im Unternehmen – auf das du natürlich auch Steuern zahlen musst. Allerdings haben Unternehmen viel mehr Möglichkeiten zur Steueroptimierung als Privatperson. Ein guter Steuerberater wird dir anhand deiner Situation sagen können, wo der Sweetspot zwischen Unternehmerlohn und Gewinn liegt und wie du deine Steuerlast am besten senkst.


ACHTUNG:

Bitte vernachlässige als Dropshipper nicht die Umsatzsteuerpflicht! Von dieser wirst du nämlich nicht befreit.



Autor: Kilian Otte

Bildquelle: shutterstock_1444614284

08 Juli 2021