Was EU-Dropshipping von China-Dropshipping lernen kann!
Jede Krise bietet auch immer eine Chance – so in der Vergangenheit zum Beispiel auch der SARS-Ausbruch im Jahr 2009. Vieles hat sich danach verändert und verbessert, das wird nach Abklingen der COVID-19 Krise vermutlich ebenfalls der Fall sein. Denn eine Krise macht den Menschen auch immer bewusst, was aktuell noch nicht optimal läuft oder welche Schwerpunkte in Zukunft wichtiger werden sollten. Auch jetzt spüren wir schon die Auswirkungen der Pandemie, vor allem auf den Einzelhandel und die Tourismus-Branche bezogen. Die Gesamtverkäufe gingen vor allem offline rapide zurück, einige Einzelhändler und Marken mussten Insolvenz anmelden. In China begann die Krise – dort wurde bereits im Februar und Januar der Lockdown ausgerufen, während in Europa noch nicht viel von COVID-19 zu spüren war. Die Straßen Chinas waren menschenleer, die Menschen durften ihre Häuser nur noch für wichtige Tätigkeiten verlassen. Während China die Wirtschaft und das reguläre Leben dann im März stückweise wieder hochfuhr, begann in Deutschland im März erst der „Shutdown“.
Durch die schnelle Reaktion und strikte Restriktionen waren die Chinesen entsprechend als Erstes bei der Erholung mit dabei. Die Infektionszahlen sanken nach zwei Monaten deutlich, die Wirtschaft wurde langsam wieder hochgefahren. Um eine etwaige Einschätzung treffen zu können, wie die Entwicklung hierzulande nach der Krise aussehen könnte, lohnt sich deshalb ein Blick nach Fernost. Wie sieht das Leben und die Wirtschaft dort jetzt aus? Was hat sich verändert und welche Trends sind aus der Pandemie heraus geboren worden? Und vor allem: Wie lassen sich diese Entwicklungen und Trends auch für das hiesige, DEIN Dropshipping Business nutzen? Das erfährst du jetzt! Wir haben die wichtigsten Schlüsseltrends im Folgenden für dich aufgelistet und sagen dir, wie die neue Normalität für dein EU-Dropshipping zukünftig aussehen könnte.
Die Schlüsseltrends aus China
1. Rückgang des Offline-Handels, Anstieg des Online-Handels
Aufgrund der Geschäftsschließungen ist der Offline-Handel natürlich deutlich zurückgegangen, aber die Angst vor Ansteckung bleibt auch nach den Öffnungen bestehen. Die Einzelhandelsumsätze verzeichneten daher einen deutlichen Rückgang und werden vermutlich auch weiterhin nicht mehr so stark sein wie bisher. Mindestens so lange die Pandemie besteht, aber auch darüber hinaus, greifen die Menschen lieber auf Online-Bestellungen zurück. Die chinesische E-Commerce-Branche verzeichnete deshalb einen Anstieg von 5,9 Prozent im Gegensatz zum Vorjahr. Die chinesischen Online-Giganten wie Alibaba, Suning oder JD.com unternahmen alles, um die bestehende Performance aufrechtzuerhalten – mit Erfolg. Und auch in Europa wird dieser Trend vermutlich fortgesetzt. Denn viele Menschen überdenken jetzt das Shopping-Erlebnis in der Stadt und entscheiden sich für die bequeme Sicherheit von Online-Bestellungen.
2. Ein deutlicher Umsatzrückgang in der Mode
Die Umsatzzahlen der Modebranche gingen generell deutlich zurück. Der chinesische Modehändler Uniqlo verzeichnete zum Beispiel den umsatzschwächsten Monat in der Unternehmensgeschichte. Kein Wunder, denn die Menschen in China gingen weniger vor die Tür, entsprechend wurde auch weniger neue Kleidung benötigt. Auch Sportkleidung wurde in China kaum gekauft, denn alle Fitnessstudios hatten geschlossen. Die Menschen kamen kaum dazu, Sport zu treiben. Sportartikel-Hersteller wie Nike beobachteten deshalb einen deutlichen Umsatzrückgang.
3. Online-Boom in der Beauty-Branche
Die Beauty- und Gesundheitsbranche ging im Gegensatz zur Mode-Branche extrem stark aus der Krise hervor. Forschungsergebnisse aus China zeigen einen regelrechten Schub für diese Branchen. Die Chinesen hatten auch Zuhause ein verstärktes Bedürfnis nach Gesundheit und Pflege. Die chinesische Kosmetikmarke Perfect Diary, aber auch internationale Kosmetikmarken wie Lancôme kamen mit stabilen Zahlen durch die Pandemie, die Online-Umsätze stiegen im Vergleich zum Vorjahr sogar um 100 Prozent (!!) an. Lancôme und viele weiteren Marken nutzen den Trend nun, um sich auch weiterhin auf den Bereich der Digitalisierung zu fokussieren. Denn eine weitere Verlagerung der Offline-Verkäufe zu großen Online-Plattformen ist auch weiterhin wahrscheinlich. Reine Online-Player im Beauty-Bereich verzeichneten in der Krise hingegen kein nennenswertes Online-Wachstum, da keine Verlagerung von Offline-Käufen zu Online-Käufen erfolgte.
4. Lebensmittel-Käufe online
Da in China auch viele Lebensmittel-Händler geschlossen hatten und die Menschen auch aus gesundheitlichen Ängsten und Gründen weniger das Haus verließen, stieg der Lebensmittel-Kauf online deutlich an. Hema von Alibaba, ein Online Supermarkt, verzeichnete einen Anstieg der Online-Lebensmittel-Bestellungen von 220 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auch große Marken wie Three Squirrels schnitten mit Online-Verkäufen sogar noch besser ab als zum Single’s Day 2019. Am Single’s Day sind aufgrund von verschiedenen Aktionen die Online-Verkäufe in allen Branchen erfahrungsgemäß riesig.
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Bewährte chinesische Maßnahmen hinsichtlich COVID-19
Die Chinesen sind clever, und haben es mit einigen effizienten Maßnahmen und Aktivitäten geschafft, den Markt schnell und effektiv wieder zum Laufen zu bringen. Die Wirtschaft hat kaum Schaden davon getragen – wir verraten dir, wie das gelang und welche Tricks auch dir hilfreich sein könnten:
Durchdachte Marketingaktivitäten: Da wirklich viele Unternehmen wirtschaftlich unter der Krise litten, sinken aktuell Marketing und Kampagnen-Budgets deutlich. Anhand von Studienergebnissen wurde ersichtlich, dass die Budgets der einzelnen Marken und Unternehmen im Schnitt um etwa 11,5 Prozent gesunken sind. Noch nie war es deshalb so wichtig wie jetzt, das Marketingbudget sinnvoll und richtig einzusetzen.
Solidarität: Viele Akteure im Online-Business wie Chinas E-Commerce-Giganten zeigten sich solidarisch und unterstützend hinsichtlich Marken und Unternehmen. Die Einführung von Plattformgebührensenkungen, Markenförderprogrammen und zinsgünstigen Darlehen sollten kleineren Online-Händlern durch die Krise helfen. Gegenseitige Unterstützung mit Geschäftspartnern kann auch hier zum Erfolg führen.
Imagepflege: Online-Händler in China nutzten die Krise, um sich positiv in den Köpfen der Verbraucher zu etablieren. Höhere Beträge wurden von Marken und Unternehmern zur Bekämpfung der Pandemie gespendet und auch Aussagen wie die von Zhang Jindong, dem Gründer von Suning, einem der größten chinesischen Online-Händler, befeuerten die positive Markenwahrnehmung. Er sagte: „Angesichts eines Seuchenausbruchs bedeutet Profit nichts“, und spendete eine Million Atemmasken an das ebenfalls schwer von der Krise getroffene Italien. Diese Solidaritätsbekundung und sein Engagement sorgten für ein erhebliches Umsatzwachstum, viele neue Kunden und neue Marktanteile. Auch LVMH, Richemont und Kering spendeten 4,5 Millionen Dollar an die chinesische Rotkreuzgesellschaft.
Prominente Markenbotschafter: Etablierte Luxusmarken wie Louis Vuitton warben mit bekannten chinesischen Markenbotschaftern auf der Online-Plattform WEIBO – die Kampagne erreichte bereits in der ersten Woche über 4,2 Milliarden Views. Auch andere führende Luxuskonzerne folgten dem Beispiel, und verbuchten große Erfolge mit diesem Vorgehen.
Verlagerung von Veranstaltungen und Verkäufen in den Online-Bereich: Der chinesische Markt für Live-Streaming-E-Commerce wird voraussichtlich 2020 um 129 Milliarden US-Dollar wachsen. Das Einkaufen über Live-Streaming Apps boomt, die Zahl der Live-Stream Sitzungen im ersten Quartal stieg nach Angaben des chinesischen Handelsministeriums auf über 4 Millionen an. Taobao übertrug Anfang Februar im Vergleich zum Vorjahr sogar 110 Prozent Live-Übertragungen mehr.
Live-Streaming: Auch Support-Aktionen und Spendenevents über Live-Streaming sind schwer angesagt in China. Megastar Li Jiaqi warb in einer Live-Sendung dafür, den Verkauf lokaler Produkte der am schwersten getroffenen Provinz Chinas – Hubei – zu fördern. Über 10,91 Millionen Zuschauer verfolgten das Spektakel und in der zweistündigen Livesendung wurden über 600.000 lokale Produkte im Wert von über 40,14 Millionen Yuan (5 Millionen Euro) verkauft.
Und auch Marken nutzen die Live-Streaming-Dienste für die Vorstellung neuer Produkte oder Online-Fashion-Shows. So hat Adidas in China seinen neuen Trend-Sneaker „50th Anniversary Superstar“ über Live-Streaming vorgestellt und Luxusmarken wie LVMH oder Givenchy nutzen den neuen Marketing- und Verkaufskanal. Über 2 Millionen Menschen verfolgten die Live-Streamings der Luxusmarken, innerhalb von 10 Stunden wurden 200 Millionen Yuan (25 Millionen Euro) umgesetzt. Die Shanghai Fashion Week fand dieses Mal online bzw. digital statt – mit nicht weniger Erfolg. Denn im Gegenteil, die Käufer konnten die Shows live ansehen und die Produkte direkt aus der digitalen „ersten Reihe“ online kaufen. Diese Entwicklung wird sich sicherlich auch in Europa fortsetzen – Vielleicht kannst auch du den Trend für dein Dropshipping-Business nutzen?
Das Ankurbeln der Wirtschaft: Nachdem sich China auf dem Weg der Besserung befindet und es wohl nur noch wenige Infektionsfälle gibt, tut das Land alles, um die chinesische Wirtschaft wieder ins Rollen zu bringen. Viele Kommunalverwaltungen geben Gutscheine zur Verwendung in Shopping-Centern aus – aber auch für Online-Bestellungen im Netz. Auf Plattformen wie Alipay, UnionPay oder Tencent können Kunden dort kostenlos Waren ihrer Wahl bestellen. So sollen Online-Händler und Einzelhändler entlastet werden. Mit bereits bereitgestellten Gutscheinen für diverse Online-Plattformen wie Suning, Alibaba und Meituan wurden bis jetzt schon 7,7 Milliarden Yuan (knapp eine Milliarde Euro) ausgegeben.
Eine mögliche Zukunftsprognose
Anhand der oben beschriebenen wirtschaftlichen Entwicklungen und Maßnahmen in China in Bezug auf COVID-19 lässt sich feststellen, dass das Land die Krise bisher gut im Griff hat. Europa wird vermutlich ähnliche Maßnahmen ergreifen, bzw. hat dies in einigen Fällen bereits getan. Einige Verhaltensweisen lassen sich sicherlich auch auf dein europäisches Dropshipping Modell überragen.
Im Grunde hat die COVID-19 Krise die ohnehin bestehenden Entwicklungen nur weiter verstärkt und die digitale Transformation in China beschleunigt. Europäische Marken und Einzelhändler werden diesem Beispiel folgen. Was kannst du daraus lernen? Optimiere auch du das Verbrauchererlebnis für deinen Kunden über Online-Marketing und soziale Medien. Denn es ist zu erwarten, dass sich die Verlagerung zu Online-Käufen weiterhin – auch in der EU – fortsetzen wird.